Dolmetscher wie Übersetzer sind unverzichtbar für die Erbringung von Sprachdienstleistungen für unsere globale Gesellschaft. Es ist zwar richtig, dass sowohl beim Übersetzen als auch beim Dolmetschen eine Sprache in eine andere übertragen wird, aber meist sind das auch schon alle Gemeinsamkeiten. Die für jeden Beruf benötigten Fähigkeiten sind völlig verschieden und die Vorbereitung und Ausführung beider Disziplinen erfordern komplett unterschiedliche Herangehensweisen.
Geschwindigkeit versus Korrektheit
Diese beiden Faktoren hängen sowohl beim Dolmetschen als auch beim Übersetzen stark voneinander ab. Übersetzer haben Zeit, um ihren Text präzise zu übersetzen. Sie analysieren den Text und übertragen ihn mithilfe ihrer eigenen Fachkenntnisse, Referenztools und Übersetzungssoftware sorgfältig schriftlich in die Zielsprache, um eine exakte Entsprechung des Originals zu erstellen.
Dolmetscher hingegen müssen schneller reagieren. Es kann simultan oder konsekutiv gedolmetscht werden, entweder vor Ort, per Videokonferenz oder über Telefon. In jedem Fall erfolgt die Übertragung wesentlich schneller als beim Übersetzen. Beim Simultandolmetschen muss der Sprachexperte dem gesprochenen Text zuhören und diesen übersetzen, während der Sprecher weiterspricht. Das ist die bevorzugte Variante für Veranstaltungen, die nahtlos ablaufen müssen, wie Konferenzen und Präsentationen. Doch Dolmetscher stehen auch immer wieder vor Herausforderungen, wenn sie Redewendungen und sprachliche Nuancen übertragen müssen – und zwar sofort.
Beim Konsekutivdolmetschen wartet der Dolmetscher, bis der Sprecher eine Pause einlegt, und überträgt das Gesagte dann in die Zielsprache. Das verlangsamt natürlich den Prozess, sorgt aber für eine genauere Übersetzung – das ist wichtig bei Texten, bei denen es auf den exakten Wortlaut ankommt. Das ist beispielsweise der Fall beim Dolmetschen im juristischen oder medizinischen Bereich, wo die übertragenen Worte weitaus schwerwiegendere Folgen für das Publikum haben können.
Remote statt persönlich vor Ort
Übersetzer verbringen die meiste Zeit am Computer und bemühen sich dort um die passende sprachliche Lösung für knifflige schriftliche Ausdrücke. Sie haben keinen direkten Kontakt zum Zielpublikum. Sie wissen, wen sie ansprechen müssen und wie, und konzentrieren sich darauf, dazu die perfekte schriftliche Entsprechung zu finden.
Dolmetscher arbeiten seltener aus der Ferne. Sie sitzen nicht am Computer, sondern stehen im direkten Kontakt mit Menschen. Stellen Sie sich einmal vor, Sie müssten einem ausländischen Patienten im Namen des Arztes medizinische Informationen mitteilen oder in einem Gerichtsverfahren das Urteil übermitteln – das sind schwierige Situationen. Dazu braucht es eine Person, die seriös im Auftreten ist und die Informationen absolut exakt und unparteiisch überträgt.
Ausgefeilt versus ad hoc
Übersetzer konzentrieren sich auf perfekte Grammatik, eine gelungene Ausdrucksweise und geeignete Entsprechungen von Redewendungen. Sie nehmen sich lieber die Zeit, um den richtigen, kulturell passenden Ausdruck zu finden, als zu riskieren, von der beabsichtigten Aussage des Textes abzuweichen. Durch diesen Fokus auf sprachliche Nuancen sind Übersetzer besser im Schriftlichen, aber sie verwenden dazu auch häufiger Tools (Translation Memorys, Styleguides und Terminologiedatenbanken, um nur einige zu nennen).
Bei Dolmetschern sieht das anders aus: Sie konzentrieren sich auf die umgehende verbale Übersetzung von einer Sprache in die andere. Ihnen stehen nur im begrenzten Maße hilfreiche Werkzeuge zur Verfügung. Sie benötigen ein außerordentlich umfangreiches Vokabular in beiden Sprachen und müssen gut zuhören, den gesprochenen Text aufnehmen und sehr gut vor Publikum sprechen können. Auch sie müssen in der Lage sein, Nuancen zu erkennen und zu übertragen, doch Dolmetscher müssen darüber hinaus auch Unterschiede im Tonfall beachten, die die Bedeutung des gesprochenen Wortes verändern.
Die Anforderungen beim Simultandolmetschen sind derart hoch, dass Dolmetscher im Tandem arbeiten und sich alle 20–30 Minuten abwechseln, damit sich der andere zwischendurch erholen kann.
Organisatorische Überlegungen
Die Beauftragung eines Übersetzers kann sehr schnell erfolgen: Die Übersetzung eines Textes kann mit einer einzigen E-Mail angefordert werden. Die Planung eines Dolmetscheinsatzes hingegen kann Wochen oder Monate in Anspruch nehmen. Neben der Akquise geeigneter Dolmetscher und der Planung ihres Einsatzes vor Ort müssen Sie sich überlegen, ob der Raum groß genug ist für Dolmetschkabinen für das Simultandolmetschen, ob die Dolmetscher Überstunden machen oder außerhalb der üblichen Arbeitszeiten arbeiten sollen und vieles mehr.
Was ist bei beiden Berufen unverzichtbar?
Zum einen die Fachkompetenz. Egal, ob mündlich oder schriftlich, bei einem hochspezialisierten Fachgebiet erkennt ein kompetentes Publikum Unstimmigkeiten und Inkonsistenzen sofort. Dies kann ein ebenso schlechtes Licht auf den Sprecher oder Autor der Ausgangssprache wie auf den Übersetzer oder Dolmetscher werfen und schwerwiegende Konsequenzen haben, wenn ein Gerichtsverfahren oder ein medizinischer Fall Gegenstand der Übersetzung ist. Selbst bei weniger sensiblen Themen lässt sich ein einmal geschädigter Ruf nur schwer wiederherstellen, deshalb sollte bei der Auswahl des Übersetzers oder Dolmetschers peinlich genau auf die Fachkompetenz geachtet werden.
Eine weitere wichtige Fähigkeit ist ein außerordentlich gutes Verständnis von Metaphern, Analogien und Redewendungen in beiden Sprachen. Nur in den seltensten Fällen lassen sich diese linguistischen Besonderheiten direkt in die Zielsprache übertragen. Ein kompetenter Übersetzer oder Dolmetscher muss also in der Lage sein, die richtige Entsprechung in der Zielsprache zu finden. Für Dolmetscher kommen häufig noch zusätzliche Herausforderungen hinzu, wenn die Sprecher Dialekte sprechen oder Umgangssprache verwenden, denn auch das muss ein Dolmetscher ohne Verzögerung übertragen.
Wir bei RWS Moravia nehmen beide Berufe sehr ernst. Wenn Sie Fragen zum Übersetzen oder Dolmetschen haben,
freuen wir uns über ihre Nachricht.