Automatisierung: Wann und warum ist sie sinnvoll?
04. Dez. 2020


Automatisierung ist auf dem Vormarsch. Und tatsächlich kann es sehr sinnvoll sein, den Faktor Mensch aus der Gleichung, d. h. aus bestimmten Prozessen, zu entfernen. Es winken mehr Produktivität, weniger Fehler und ein rentableres Geschäftsmodell. Allerdings braucht es viel Vertrauen in umfassende Automatisierung. Sind Sie bereit, ins Auto zu steigen und dann bis zur Ankunft am Ziel ein Nickerchen zu machen? Oder fänden Sie es besser, den Tempomaten einzustellen, im Fall der Fälle aber immer noch für das Lenken und Bremsen zuständig zu sein?
Ähnliche Überlegungen gelten auch für Automatisierungen in der Lokalisierung. Für den Einstieg in neue Märkte mit anderen Sprachen bietet sich Automatisierungen, wie die maschinelle Übersetzung augenscheinlich an, da sie große Content-Mengen verarbeiten und Prozesse beschleunigen kann. Beim Google Übersetzer zum Beispiel wählt man die Zielsprache aus, gibt den Content ein und schon ist er übersetzt. Das Ergebnis kann recht gut sein, manchmal aber auch nicht. Dann muss der Output stark nachgebessert werden, um für den Zielmarkt kulturell ansprechend zu sein.
Gründe für Automatisierung
Zahlreiche Faktoren machen Automatisierung immer attraktiver:- Return on Investment: Weniger Prozessvariablen bedeuten übersichtlichere und idealerweise weitgehend konstante Kosten.
- Geschwindigkeit: Technologie ist schneller und oft präziser als der Mensch.
- Produktivität: Es spricht nichts gegen einen Rund-um-die-Uhr-Betrieb, sieben Tage die Woche.
- Effizienz: Fehler, wie Menschen sie machen, werden stark reduziert oder ganz vermieden.
- Transparenz: Prozesse sind transparent und laufen immer gleich ab.
Wann sollten Sie automatisieren?
Kann Automatisierung Ihrem Unternehmen also helfen, in neue internationale Märkte einzusteigen? Die Antwort fällt bei jedem Unternehmen anders aus. Es gibt keine universelle Antwort, eine solche wäre unrealistisch. Wenn Sie am Prozess weiterhin Menschen beteiligen, können diese sich um die Nuancen kümmern, die mit der Produkt- oder Servicelokalisierung Ihrer Marke unweigerlich einhergehen. Hier ein Beispiel: Für jede Gelegenheit, maschinelle Übersetzung nutzbringend einzusetzen, gibt es im Gegenzug kreativen Content, den jemand wirklich verstehen muss, um sicherzustellen, dass die Intention dahinter wirkungsvoll übertragen wird. Deshalb sollten Sie von einer in sich geschlossenen Lösung, also reiner Automatisierung, Abstand nehmen.Was sollten Sie automatisieren?
Ein gewisser Grad an Automatisierung kann für Ihre Lokalisierungsstrategie allerdings von Vorteil sein, daran besteht kaum ein Zweifel. Sie sorgt für einen einheitlichen Basis-Content, den Sie dann an einzelne Märkte anpassen können. Außerdem kann Automatisierung einen Rahmen bieten, in dem sich lokale Marketingteams bewegen sollen. Ein Content-Management-System (CMS) ist hier ein gutes Beispiel. Für die Lokalisierung ist ein leistungsstarkes CMS wesentlich, auf das Ihre Projektteams bequem zugreifen können, um den Content anzupassen. Einige CMS können mit derselben Benutzeroberfläche gleich auf mehreren Plattformen ausgeführt werden. Bei einem einzigen Projekt arbeiten häufig mehrere Benutzer an unterschiedlichen Projektphasen. Ein CMS automatisiert den Projekt-Workflow, die Terminsetzung, die Stakeholder-Kommunikation, Genehmigungsprozesse sowie die interne/externe Personalbeschaffung. Ist Content länderspezifisch zu lokalisieren, muss ein Mensch den Ausgangscontent auf Korrektheit prüfen und überwachen, ob die digitalen Elemente ineinandergreifen. Sobald alle Variablen festgelegt sind, kann die CMS-Automatisierung ausgelöst und skaliert werden und so einen Mehrwert schaffen.Die Vorteile eines Translation-Management-Systems (TMS)
Auch kommen immer häufiger Anwendungen und Mobiltechnologien zum Einsatz – dadurch steigt die Abhängigkeit von Translation-Management-Systemen, mit denen appbasierte Unternehmen schnell international wachsen können. Ein TMS unterstützt die Organisation des Lokalisierungs-Workflows, das Nachverfolgen von Übersetzungsprojekten und Automatisierung zur Reduzierung manueller Tätigkeiten. Ermitteln Sie unbedingt alle zu automatisierenden Elemente. Es sind nicht immer dieselben und viele CMS und TMS sind nicht miteinander kompatibel. Wieder einmal muss der Mensch die Details in die Hand nehmen.Und die Qualität?
Linguistische Qualitätssicherung und linguistisches Testen sind wesentliche Bestandteile jedes Lokalisierungsprozesses. Selbst der geradlinigste Übersetzungsprozess – Content erstellen, Übersetzungsteam beauftragen, übersetzen – erfordert Qualitätssicherung, bevor der Content im Markt bereitgestellt wird. Der Qualitätssicherungsprozess kann je nach Anforderungen unterschiedlich sein. Die Komplexitätsspanne erstreckt sich vom einfachen Korrekturlesen durch einen lokal bewanderten Übersetzer bis zu einem ganzen Projekt mit funktionalem und linguistischem Testen. Selbst wenn die Qualitätssicherung mehrere Schritte umfasst, die ein menschliches Eingreifen erfordern, spart eine weitestgehende Automatisierung (z. B. Dateiversand, Qualitätsprüfungen und Screenshot-Erstellung) in der Regel so viel Zeit und Geld, dass sich der Aufwand lohnt. Des Weiteren sollte die Qualitätssicherung schon während der Planungsphase in den Gesamtprozess eingetaktet werden. Auf diese Weise steht schon früh im Projekt fest, wo und wann Automatisierung eingesetzt werden soll, und die Entwicklungs- und Implementierungskosten können in das Budget einfließen. Hier empfiehlt sich, von Anfang an eine modulare Vorgehensweise zu planen. Ein Prozess lässt sich in Komponenten zerlegen, von denen sich einige für die vollständige Automatisierung eignen, andere aber ein menschliches Eingreifen erfordern. In Zukunft mag sich das Verhältnis dieser beiden Komponententypen ändern, doch wahrscheinlich bleiben beide auf lange Sicht nötig.Was hält die Zukunft bereit?
In den kommenden Jahren wird sich Automatisierung weiterentwickeln und unterschiedliche Branchen werden sich weiter der Technologie zuwenden. Robotic Process Automation wird immer häufiger und in zahlreichen Bereichen eingesetzt werden, nicht nur bei der Übersetzung und Lokalisierung. Letztlich weiß aber niemand sicher, wie die Zukunft aussehen wird. Doch es spielen sich einige spannende Entwicklungen ab, die die internationalen Märkte noch enger integrieren werden. Zum einen steigt weiterhin die Nachfrage nach Echtzeitlokalisierung. Was im einzelnen Fall unter „Echtzeit“ zu verstehen ist, ist Definitionssache – wir verstehen darunter „sofort“. Denken Sie nur an den Chatbot, der Ihnen in Sekundenbruchteilen antwortet. Oder die Technologie für Sofortübersetzung, dank der wir umgehend in einer anderen Sprache kommunizieren können. Darauf läuft der Trend hinaus und dabei kommt es auf die richtige Technologie und die richtigen Anbieter im Hintergrund an, die den Wunsch in die Realität umsetzen. Sofort. Zum anderen können sich Marken durch Fortschritte bei der digitalen Automatisierung international aufstellen. Mit dem zunehmendem Erfolg dieser Marken in neuen Märkten wird zwangsläufig auch stärker in die internationale digitale Landschaft investiert. Wie andere Branchen auch bewegt sich die Lokalisierung in ein digitales Zeitalter, denn die Menschen erwarten einen schnelleren, bequemeren Weg, an die aktuellsten Informationen zu gelangen.Geschäftliche Automatisierungen erstellen
Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, Teile Ihres Geschäfts zu automatisieren, fragen Sie sich zuvor unbedingt Folgendes:- Ist das die beste Lösung?
- Welchen Grad der Automatisierung muss ich erreichen?
- Was ist dafür nötig und wie lässt sich die Arbeit beschleunigen – mit weniger Fehlern und zu geringeren Kosten?
- Kommunikation: Wer ist der Prozessverantwortliche und wer sind die Projekt-Stakeholder? Wie sollen alle miteinander kommunizieren?
- Zielsetzung: Weshalb automatisieren? Soll Zeit gespart werden? Oder Geld? Geht es um mehr Transparenz? Gibt es einen anderen Grund?
- Bisheriger Prozess und dessen Anpassung: Wie fiel die Entscheidung für Automatisierung? Wer war am Prozess beteiligt? Müssen noch weitere Recherchen betrieben werden?
- Aktueller Workflow und Datenerfassung: Welche Schritte umfasst der Prozess einschließlich Fristen und wer ist pro Schritt verantwortlich? Maßgabe ist es, alles möglichst einfach zu halten.
- Automatisierter Workflow: Inwiefern ist er eine Verbesserung des aktuellen Workflows? Was kostet die Implementierung? Welche Vergleichstests wurden durchgeführt? Welche Einschränkungen gibt es und wie wird damit umgegangen?
- Return on Investment (ROI): Was ergab der Machbarkeitsnachweis? Wie werden dadurch der Anwendungsfall Automatisierung und der ROI daraus gestützt?
- Einführung: Wie soll das Projekt eingeführt werden? Wie wird es überwacht? Wie wird der laufende Qualitätssicherungsprozess aussehen?