Für Unternehmen, die sich erfolgreich als globale Marke positionieren möchten, genügt es nicht, Marketingmaterial oder Produktinformationen einfach nur in lokale Sprachen zu übersetzen. Erfolgreiche globale Marken arbeiten vielmehr mit erfahrenen Transkreatoren zusammen. Transkreation – ein Prozess,
der über die bloße Übersetzung hinausgeht, indem markenspezifischer Content für einen bestimmten Markt angepasst wird – erfordert hoch spezialisierte Übersetzer, die im Rahmen eines kreativen Prozesses nicht nur die Bedeutung des Original-Contents erfassen, sondern diesen auch an die kulturellen Besonderheiten des Zielmarktes anpassen.
In diesem Blogbeitrag, dem ersten einer dreiteiligen Reihe zum Thema Transkreation, beschäftigen wir uns mit dem Auswahlprozess der richtigen Transkreatoren für Ihre Marke. Der zweite Teil der Blogreihe befasst sich mit der Frage, wie die Wirkung und Qualität von Transkreation gemessen werden kann. Im dritten und abschließenden Teil geben wir Ihnen einige Tipps, wie Sie Ihre Markenidentität stärken können.
Profile von Transkreationsteams
Transkreationsteams umfassen drei verschiedene berufliche Profile, die gemeinsam daran arbeiten, das Image und die Reichweite globaler Marken zu optimieren.
Als Erstes wäre da das Profil des
globalen Markenchampions. Der globale Markenchampion ist ein Marketingexperte, der sicherstellt, dass die Marke in allen Marketingkanälen eine einheitliche Botschaft aussendet. Er ist sowohl mit Marketing- als auch mit Lokalisierungsprozessen vertraut. Zudem dient er als wichtigstes Bindeglied zum Kunden und arbeitet eng mit den lokalen Markenchampions (siehe unten) zusammen. Zu seinen weiteren Aufgaben gehören die Erstellung der Kreativ-Briefings und die Verwaltung aller Transkreations-Workflows und Referenzmaterialien. Und schließlich arbeitet er auch mit den Lokalisierungsteams zusammen und sorgt dafür, dass die Transkreatoren die Materialien im Einklang mit dem globalen Markenimage anpassen.
Zweitens gehören zu einem Transkreationsteam
lokale Markenchampions. Dabei handelt es sich um erfahrene Sprachexperten, die sich mit dem Übersetzen von Marketingmaterialien auskennen und darüber hinaus über sozialwissenschaftliches Hintergrundwissen verfügen. Letzteres ist wichtig, da es ein profundes Verständnis der gesellschaftlichen und kulturellen Eigenheiten des Zielmarktes ermöglicht. Lokale Markenchampions sind mit den Nuancen der Marke vertraut und kennen die Präferenzen und Verhaltensweisen der Endkunden im lokalen Markt. Sie stellen die Transkreatoren zusammen, fungieren bei Projekten als Vermittler zwischen dem Kunden und den Transkreationsteams im Zielland und übernehmen außerdem eine zentrale Rolle beim Review. Damit erfüllen sie eine wesentliche Funktion in der Qualitätssicherung: Sie stellen sicher, dass das Ergebnis der Transkreation präzise ist und mit der Markenbotschaft übereinstimmt. Mitunter übernehmen lokale Markenchampions auch selbst Transkreationsaufgaben im Team. Und schließlich stehen sie in ständigem Kontakt mit dem globalen Markenchampion, um sich über eine konsistente Markenbotschaft abzustimmen.
Das dritte Profil im Transkreationsteam sind die
Transkreatoren selbst, also die kreativen Köpfe, die den Content auf die zielkulturellen Erwartungen zurechtschneiden. Transkreatoren sind Texter und Marketingexperten. Ihnen obliegt nicht nur die Anpassung des Contents, sondern auch die ganz zentrale Aufgabe, den kreativen Assets und Marketing-Kampagnen in puncto Stil und Ästhetik den letzten Schliff zu geben.
Zusammenstellung Ihres Transkreationsteams
Wenn Sie Ihr Team zusammenstellen, sollten Sie darauf achten, dass die einzelnen Teammitglieder die ihnen zugedachten Rollen ausfüllen können. Genauso wichtig ist aber eine enge, auf lange Sicht ausgelegte Zusammenarbeit im Team. Die Auswahl hoch spezialisierter Mitarbeiter, die ein erfolgreiches globales Branding ermöglichen, ist mit einigem Aufwand verbunden. Hinzu kommt noch, dass die Teammitglieder bereit sein müssen, lange genug zusammenzuarbeiten, um sich essenzielles Wissen zur Marke und deren stilistischen Präferenzen anzueignen. Eine hohe Personalfluktuation schlägt mit entsprechend hohen Kosten zu Buche und kann negativ auf die Lokalisierungsanstrengungen der Marke abfärben.
Aus den genannten Gründen kommt es entscheidend darauf an, von vornherein die richtigen kreativen Mitarbeiter auszuwählen. Dazu sind formalisierte, einheitliche Auswahlverfahren erforderlich, die sorgfältig eingehalten werden müssen. Auch wenn jede globale Marke andere Anforderungen und Herausforderungen mit sich bringt, sollte dieses Auswahlverfahren die unten aufgeführten kreativen Eigenschaften berücksichtigen.
Fähigkeit zur Umsetzung stilistischer Vorgaben
Von entscheidender Bedeutung für eine einheitliche Botschaft in allen Marketingkanälen sind
Style Guides. Diese enthalten Richtlinien zu Grammatik, Zeichensetzung, Stil und Formulierungen, außerdem Content-Typen mit Beispielen, Glossar (einschließlich der zu vermeidenden Terminologie) und Informationen zum Image der Marke. Style Guides sorgen dafür, dass Kunden, die mit Ihrer Marke interagieren – egal wie, wann und wo –, immer denselben charakteristischen Merkmalen begegnen.
Manager, die für die Beauftragung von Lokalisierungsleistungen zuständig sind, verlangen oft Probeübersetzungen von den Kandidaten, ohne diesen jedoch kundenspezifische Richtlinien (einschließlich des Style Guides) an die Hand zu geben. Dementsprechend entsteht oft ein verzerrter Eindruck vom Können des Transkreators – die Chance, den Kandidaten auf seine Fähigkeit zur Umsetzung von Vorgaben zu testen, wird damit vergeben.
Ausgangs- und zielkulturelles Wissen
Ein Transkreationsprojekt kann nur dann erfolgreich sein, wenn der markenspezifische Content auf kreative Weise an die Kultur des Zielmarktes angepasst wird. Dazu muss der Transkreator allerdings die kommunikative Absicht und kulturelle Bedeutung des Originals verstehen, da er sonst die Bedeutung nicht korrekt übertragen oder – schlimmer noch – gegen kulturelle Tabus verstoßen könnte. Folglich muss der Transkreator die Sprache des Ziellandes gut beherrschen und umfassendes Wissen sowohl über die Herkunftskultur des Original-Contents als auch über die Kultur des Zielmarktes haben.
Mangelt es ihm an diesem ausgangs- und zielkulturellen Wissen, kann beim Transkreieren leicht etwas schief gehen. Genau dies geschah,
als Puma zum 40. Gründungsjubiläum der Vereinigten Arabischen Emirate eine limitierte Edition von Laufschuhen einführte. Der Sportartikelhersteller präsentierte damals im Rahmen einer globalen Branding-Kampagne Sneaker, die die Kultur ausgewählter Märkte feiern sollten. Auf den Sneakern, die für die Vereinigten Arabischen Emirate vorgesehen waren, prangten die Farben der Nationalflagge. Nun mögen Kunden in den USA oder anderen westlichen Ländern stolz ihre Landesfarben auf Schuhen zur Schau tragen, doch in den Emiraten denken die Menschen anders. In der dortigen Kultur gilt traditionell alles, was mit dem Boden in Berührung kommt, als unrein.
Der Versuch der Marke Puma, bei Kunden in den Emiraten zu punkten, ging komplett nach hinten los: Er wurde als Entehrung der Nationalflagge betrachtet. Hätte Puma einen Transkreator beauftragt, der mit der Kultur der Emirate vertraut ist, wäre dieses Marketing-Fiasko wohl nicht passiert.
Langfristige Motivation
Wie oben erwähnt, ist auch eine langfristige Zusammenarbeit wichtig. Transkreatoren erwerben mit der Zeit umfangreiches Wissen über Ihre Marke, Präferenzen und stilistischen Vorgaben. Verlässt ein Transkreator das Team, muss Ersatz gefunden werden, womit ein entsprechender hoher Aufwand für Recruiting, Auswahl, Schulung und Onboarding einhergeht. Dieser ganze Prozess geht nicht nur ins Geld, sondern kann die Einheitlichkeit und Stabilität der Marketing-Anstrengungen einer Marke erheblich beeinträchtigen. Beim Auswahlvorgang müssen daher Fragen beispielsweise zur Verfügbarkeit der Sprachexperten und zum Interesse an einer langfristigen Kooperation gestellt werden.
Kreativität
Transkreation ist eine kreative Aufgabe. Transkreatoren müssen eine optimale Methode finden, um Content für einen bestimmten Zielmarkt aufzubereiten – der kreative Aufwand dafür lässt sich durchaus mit dem Entwerfen des originalsprachlichen Contents vergleichen.
Außerdem bringt jede Marke ganz besondere Marketing-Anforderungen mit sich. Daher muss ein Spezialist gefunden werden, der über Wissen und Erfahrung bezüglich eines bestimmten Themas, Produktes oder Content-Typs verfügt. Diese Anforderung sollte gegenüber Bewerbern deutlich formuliert werden, die dann ihre Kompetenz nachweisen müssen. Glücklicherweise führen viele Transkreatoren ein Portfolio, sodass Sie sich Beispiele ihrer Arbeit vorlegen lassen können.
Schlussgedanken
Das Zusammenstellen eines Teams, das Ihre globale Marke kompetent betreut, ist keine leichte Aufgabe. In den Auswahlprozess sollten Stakeholder im Zielland sowie globale und lokale Markenchampions aktiv eingebunden werden, da sie beurteilen können, welcher Transkreationskandidat die erforderlichen Fähigkeiten hat und ins Produktteam passt.
Erinnern Sie sich an das Malheur, das Puma unterlaufen ist? Beispiele dieser Art gibt es viele – und sie alle hätten mit dem richtigen Team vermieden werden können. Ermutigen Sie daher die Kandidaten, sich aktiv einzubringen. Strukturieren Sie Ihren Test so, dass er kreative Beiträge und Fragen fördert. Und vermitteln Sie den Kandidaten, dass Sie ihre kreativen Fähigkeiten beurteilen möchten. Andernfalls laufen Sie Gefahr, dass Ihr Team später nicht das leistet, was Sie von ihm erwarten.
Wie Sie sehen, kann die Beurteilung und Auswahl geeigneter Transkreationsexperten eine echte Herausforderung sein.
Daher sollten Sie Ihren Recruiting- und Einstellungsansatz sorgfältig planen und Ihre Standards konsequent anwenden. Nur so haben Sie am Ende ein Transkreationsteam, das allen Anforderungen gewachsen ist. Wenn Sie all diese Schritte nicht allein planen und umsetzen möchten, empfiehlt es sich,
mit einem Sprachdienstleister zusammenzuarbeiten, der Erfahrung mit Transkreationsprojekten und viele qualifizierte Sprachexperten an Bord hat.