Wir bei RWS Moravia sind fest davon überzeugt, dass die gesamte Branche von der Ausbildung künftiger Lokalisierungsexperten profitieren kann. Tatsächlich sind einige unserer Mitarbeiter neben ihrer Arbeit bei RWS Moravia auch als Hochschuldozenten im Bereich Lokalisierung und Übersetzung tätig, nämlich Jon Ritzdorf, Jan Grodecki und Pavel Soukenik. Wir haben mit ihnen darüber gesprochen, wie sie Dozenten geworden sind, was sie unterrichten und welche Eindrücke sie von der Hochschulausbildung auf dem Gebiet der Lokalisierung haben.
Jon Ritzdorf ist Senior Solutions Architect bei RWS Moravia sowie außerordentlicher Professor an der Universität Maryland (UMD) und am Middlebury Institute of International Studies (MIIS). Seit über 17 Jahren ist er in der Lokalisierungsbranche tätig. Am MIIS erwarb er einen Masterabschluss im Übersetzen für die chinesische Sprache. Darüber hinaus lernte er Chinesisch für Fortgeschrittene an der National Taiwan Normal University und erwarb einen Bachelorabschluss in chinesischer Sprache und Literatur an der University of Massachusetts.
Wie bist du Dozent geworden?
Als ich erfuhr, dass es an der New York University, ganz in meiner Nähe also, ein Zertifizierungsprogramm für Übersetzung gibt, wandte ich mich an die Leiterin des Programms und sagte ihr geradeheraus, dass es heutzutage doch nicht sein könne, dass die neueste Übersetzergeneration nichts über CAT-Tools lerne. Zu meiner großen Überraschung wurde ich sofort angestellt. Nicht einmal einen Monat später stand ich vor einer Seminargruppe und leitete meinen ersten CAT-Sommerkurs. Das war in 2003. Der Rest ist Geschichte.
Was sind deine Fachgebiete?
Ich würde sagen, mein Fachgebiet ist Übersetzungstechnologie. Das schließt computerunterstützte Übersetzungs-Tools, Translation-Management-Systeme, Natural-Language-Processing-Tools, Korpuslinguistik und maschinelle Übersetzung ein.
Welche Fächer unterrichtest du und wo?
Am Middlebury Institute unterrichte ich derzeit „Die finanzielle Seite der Lokalisierung“ und „Lokalisierungsvertrieb und Lösungsentwicklung“. An der University of Maryland unterrichte ich „Grundlagen der Übersetzungstechnologie“ und „Website- und Softwarelokalisierung“. Ab Herbst 2020 werde ich außerdem am Hunter College den Kurs „Computerunterstützte Übersetzung“ leiten
Was gefällt dir an der Dozententätigkeit?
Es macht sehr viel Spaß, mitzuerleben, wie Absolventen nach dem Studium allmählich in ihre beruflichen Rollen hineinwachsen.
Hast du Tipps, was Studierende lernen sollten oder wie sie in der Branche bestehen können?
Meine persönliche Erfolgsregel Nummer 1 für die Branche ist, dass man immer bereit sein sollte, Neues dazuzulernen. Auf keinen Fall sollte man sich Neuem verschließen, nur weil man denkt, dass es einem vielleicht nicht gefallen könnte.
Jan Grodecki
Jan Grodecki ist Senior Solutions Architect bei RWS Moravia und Dozent an der University of Washington. In seiner rund 20-jährigen Laufbahn in der Lokalisierungsbranche war er unter anderem als internationaler Projektmanager für Software- und Content-Lokalisierung bei Microsoft tätig. Sein Studium absolvierte er an fünf Einrichtungen, darunter das Project Management Institute und FranklinCovey.
Wie bist du Dozent geworden?
Um das Jahr 2009 herum fragte mich ein Kollege bei Microsoft, ob ich an der University of Washington als Gastreferent über Softwarelokalisierung sprechen wolle. Daraus wurde mit der Zeit ein dauerhafter Lehrauftrag im Fachbereich Lokalisierungs-Engineering.
Was sind deine Fachgebiete?
Meine Fachgebiete sind Lokalisierungs-Engineering und lokalisierungsbezogenes Projektmanagement. Zu meinen Leidenschaften gehören Risikomanagement, Multimedia und maschinelle Übersetzung. Außerdem interessiere ich mich fürs Brotbacken und für Filmfotografie, aber das ist eine andere Geschichte.
Welche Fächer unterrichtest du und wo?
Ich unterrichte „
Zertifizierung für Lokalisierung: Anpassung von Software an die Welt“ an der
University of Washington in Seattle.
Was gefällt dir an der Dozententätigkeit?
Als Dozent muss man sich regelmäßig neues Wissen aneignen und vorhandenes Wissen pflegen. Man muss stets auf dem neuesten Stand der Branche, Forschung und Technik sein. Als Solutions Architect ist das eine ideale Ergänzung zu meinem eigentlichen Beruf. Durch meine berufliche Erfahrung kann ich Themen, die ich unterrichte, anhand von Beispielen aus dem realen Alltag anschaulich darstellen. Umgekehrt stellen mir Studenten oft anspruchsvolle Fragen, die ich am Arbeitsplatz mit meinen Kollegen diskutieren kann. Es ist also eine Win-Win-Situation.
Wie sieht die Zukunft der Lokalisierungsausbildung aus? Werden sich die Lehrpläne verändern?
Früher war es noch recht einfach, Lehrinhalte jährlich zu aktualisieren, etwa als die neuronale maschinelle Übersetzung die statistische ablöste. Mittlerweile wird das immer schwieriger, da Unternehmen ständig auf neue Märkte vordringen. Eigentlich wäre ja zu erwarten, dass viele alte Themen durch neue Technologien überflüssig werden. Allerdings sind immer noch jede Menge Altanwendungen in Gebrauch, sodass man Themen wie Lokalisierbarkeit, Software-CAT-Tools oder Parser-Konfiguration – um nur einige Beispiele zu nennen – nicht einfach weglassen kann.
Hast du Tipps, was Studierende lernen sollten oder wie sie in der Branche bestehen können?
In diesem Beruf ist Flexibilität gefragt. Feste Arbeitszeiten gibt es nicht. In der Regel arbeitet man mit Teams rund um den Globus zusammen, da kann ein Meeting schon mal auf den frühen Morgen oder späten Abend fallen. Außerdem gibt es bei den meisten Ausbildungsangeboten keinen vorgezeichneten Karrierepfad. Man muss neugierig sein, Recherche betreiben und seine Karriere selbst in die Hand nehmen.
Pavel Soukenik
Pavel Soukenik ist neben seiner Rolle als Chief Client Acquisition Officer von RWS Moravia auch als Dozent an der University of Washington, professioneller Berater und Lokalisierungsexperte tätig. Er kann auf rund 20 Jahre Erfahrung auf den Gebieten Lokalisierung und Übersetzung zurückblicken. Sein Studium absolvierte er an der Masaryk-Universität im tschechischen Brünn, wo er Abschlüsse in Englisch, Amerikanistik und Mathematik erwarb.
Wie bist du Dozent geworden?
Die University of Washington stellte mich nach einem Mittagessen mit Carla DiFranco ein, die damals dort unterrichtete (neben ihrer Rolle bei Microsoft) und mich zu einer Dozententätigkeit einlud.
Was sind deine Fachgebiete?
Aktuell unterrichte ich Themen aus dem Bereich Lokalisierungs-Engineering. Ich interessiere mich aber für alle möglichen Dinge – Projektmanagement, maschinelle Übersetzung usw.
Welche Fächer unterrichtest du und wo?
Ich leite Lokalisierungskurse an der University of Washington. Darüber hinaus halte ich Gastvorlesungen an anderen Hochschulen wie dem Middlebury Institute of International Studies in Monterey und der University of Texas.
Was gefällt dir an der Dozententätigkeit?
Am meisten gefällt mir, dass ich meine Zeit und Erfahrung mit so vielen klugen Köpfen aus aller Welt teilen kann. Dadurch erhalte ich sehr viele Anregungen, werde aber auch immer wieder geerdet.
Was möchtest du der Branche gern zurückgeben?
Die größten Fortschritte in der Lokalisierungsbranche, die mir einfallen und die ich fördern möchte, betreffen gar nicht all die neuen Algorithmen und Plattformen. Mir geht es vielmehr darum, Menschen außerhalb der Branche darüber aufzuklären, was globale, lokalisierbare Produkte sind.
Hast du Tipps, was Studierende lernen sollten oder wie sie in der Branche bestehen können?
Mein Erfolgstipp ist: Studierende sollten die grundlegenden Prinzipien in- und auswendig kennen und den Fachjargon lernen. Ersteres ist wichtig, damit sie ihren eigenen Ideenreichtum zur Analyse fraglicher Themen einsetzen können. Zweiteres ist wichtig, weil es offen gesagt einfach leichter ist, in der Lokalisierungsbranche einen guten Job zu finden, wenn man die gleiche Sprache spricht (kein Wortspiel) wie andere Lokalisierungsprofis.
RWS Moravia ist sehr stolz auf die wichtigen Beiträge, die die Dozenten Jon Ritzdorf, Jan Grodecki und Pavel Soukenik im Bereich der Lokalisierung geleistet haben und weiterhin leisten. Wir schätzen sie als wertvolle Mitglieder unseres Unternehmens und sind davon überzeugt, dass ihre Arbeit der gesamten Lokalisierungsbranche zugute kommt. Wir wünschen ums, dass Sie aus diesen Interviews einige nützliche Anregungen mitnehmen können.