So müssen sich Supply Chains in der Lokalisierung ändern
International wachsende Unternehmen stellen das Supply Chain-Management in der Lokalisierung komplett auf den Kopf. Um zu expandieren und Kunden zufriedenzustellen, benötigen sie immer mehr und immer schneller lokalisierte Inhalte – und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen.
Eine beschleunigte Lokalisierung größerer Volumina gelingt allerdings nur, wenn die personellen Ressourcen anders gemanagt werden. Schließlich sind sie es, die die Arbeit erledigen.
Die geeigneten Ressourcen zu qualifizieren, einzugliedern, zu schulen und richtig einzutakten, ist keine Kleinigkeit. Wie Supply-Chain-Manager ihre Ressourcenpools aufbauen, klassifizieren und zuweisen, wird zukünftig immer mehr zu einem Schlüsselfaktor in der Lokalisierung.
Im Folgenden stellen wir einige sich klar abzeichnende Trends mit Auswirkungen auf das Supply-Chain-Management in der Lokalisierungsbranche vor.
Mehr Informationen über die Ressourcen
Internationale Unternehmen möchten mehr über die Personen erfahren, die ihren Content bearbeiten: beispielsweise über deren Alter, Geschlecht, Arbeitsort, private sprachliche Gepflogenheiten und kulturelle Identitäten. Dieses Detailwissen hilft ihnen, Ressourcen auszuwählen, die für den jeweiligen Content am besten geeignet sind.
Doch das ist noch nicht alles: Unternehmen möchten auch am Auswahlprozess beteiligt sein. Dies kann unter anderem bedeuten, dass sie Tätigkeitsbeschreibungen verfassen, Bewerbungen prüfen oder Kandidaten befragen. Wo früher das Black-Box-Prinzip galt, engagieren sich Unternehmen mittlerweile selbst bei der Rekrutierung und beim Management von Ressourcen – gemeinsam mit dem Sprachdienstleister. Dies mag mehr Zeit in Anspruch nehmen, doch wenn die Ressource ideal zur Aufgabe passt und gute Arbeit gewährleistet ist, dann ist es das wert.
Gesteigerte Nachfrage nach neuen Services
Global agierende Unternehmen benötigen Ressourcen in nie dagewesener Vielfalt. Immer häufiger fordern sie Services über den kompletten Lebenszyklus des Contents an, was zur Folge hat, dass die Bandbreite der nachgefragten Ressourcentypen wächst.
Supply-Chain-Manager müssen Fachkräfte für Aufgaben finden, die bisher nicht Bestandteil der Lokalisierungsarbeit waren: Neben Übersetzern und Korrekturlesern müssen sie hoch spezialisierte Fach- und Kulturexperten, Kreative, Post-Editoren, Keyword-Rechercheure und mehr rekrutieren. Supply-Chain-Manager müssen die Supply Chain den neuen Anforderungen anpassen. Das betrifft alle Bereiche wie die Rekrutierung, die Überprüfung und das Onboarding.
Schnelle, bedarfsgerechte Personalbereitstellung ist ein Muss
Wenn Lokalisierung praktisch sofort erfolgen soll, wie mittlerweile oft gefordert, muss auch die Personalbeschaffung gelegentlich blitzschnell erfolgen. Anlaufzeiten haben sich stark verkürzt, Vorankündigungen kommen später. Trotzdem werden immer kürzere Durchlaufzeiten erwartet. Dies bedeutet in der Regel, dass der Ressourcenpool vergrößert werden muss. Das gilt sowohl in Bezug auf Flexibilität, Breite (sowohl Sprachen als auch Fachexpertise) und Skalierbarkeit des Supply-Chain-Modells.
Um Automatisierung führt daher kein Weg herum. Manuelle Prozesse (gerne mit Excel-Tabellen), die bisher zum Einsatz kamen, können diesen Anforderungen nicht mehr gerecht werden.
Übersetzer müssen sich auf maschinelle Übersetzung einlassen
In der Vergangenheit sträubten sich viele Übersetzer gegen die maschinelle Übersetzung (MT), doch diese Einstellung ändert sich unserer Beobachtung nach derzeit. Die Weiterentwicklung und Verbesserung der MT und der Trend hin zu neuronaler MT sorgen dafür, dass die Bereitschaft zur Nutzung der „Maschinen“ steigt. Eine neue Generation an Übersetzern betrachtet maschinelle Übersetzung als Hilfsmittel, mit dem sie ihre Arbeit beschleunigen und verbessern können. Sie sind zudem bereit, mit der MT-Ausgabe zu arbeiten, anstatt von Grund auf alles neu zu übersetzen.
Der Direktzugang zu Übersetzern
Wie oben bereits erwähnt, möchten Kunden die für sie tätigen Ressourcen genau kennen. Darüber hinaus möchten sie mit den Linguisten auch in direktem Kontakt stehen.
Kunden erwarten mittlerweile die Interaktion und Zusammenarbeit mit Lieferanten, um beispielsweise Strategien festzulegen, sprachliche Probleme zu lösen, Prozesse zu gestalten und ihren Markteinblick zu verbessern. Unter Berücksichtigung der Prioritätsvorgabe Qualität – ganz zu schweigen von Sicherheit und rechtlichen Anforderungen – müssen Supply-Chain-Manager die effizientesten Kooperationskanäle wählen.
Diese neue Beziehung zwischen Kunde und Ressource erhöht auch den Bedarf an weiteren Ressourcen in der Supply Chain. Neben herkömmlichen „Vorzugspartnern“ wie Übersetzern, die sich die ganze Zeit um den Content des jeweiligen Kunden kümmern, benötigen Unternehmen auch Ressourcen, die „spezifische Services“ erbringen oder spontaner einsetzbar sind. Neue Management-Modelle müssen sich aus dem entwickeln, was Supply-Chain-Manager in der Vergangenheit getan haben.
Datengestützte Entscheidungsfindung
Florierende Unternehmen verlangen nach einem zuverlässigen datengestützten Ansatz. Kunden interessieren sich für die Trends im Hinblick auf Sprachen, Content-Typen, Fehlertypen, Zeiträume und mehr. Trends und Muster, die Probleme bei der Qualität, den Anforderungen an die Personalbeschaffung und den Zeitplänen verursachen, lassen sich anhand einer Vielzahl von erfassten und analysierten Daten erkennen. Mit der Zeit können Daten und Entscheidungen auf Basis von Supply-Chain-Strategien zur Rationalisierung des Projektmanagements beitragen. Unternehmen können dann ihre geschäftlichen Tätigkeiten mit größerer Sicherheit in die richtigen Bahnen lenken.
Kein Blick zurück
So wie die Anforderungen an diese verschiedenen Aspekte der Personalbeschaffung immer strenger werden, müssen auch Supply-Chain-Manager ihre Arbeit überdenken. Sie müssen schnell neue Lösungen schaffen, denn nur mit geeigneten Ressourcen wird die Arbeit erledigt und die Lokalisierungsprojekte erfolgreich abgeschlossen. Den längeren Atem wird derjenige haben, der die Supply Chain am effektivsten managt.
Wir danken unserer Kollegin Marie Kotajsova, Director of Supply Chain Management, für die aufschlussreichen Erkenntnisse, die in diesen Blogbeitrag eingeflossen sind.