Untertitelung oder Synchronisation: Was ist besser für globale Märkte?

Lee Densmer 27. Jan. 2021
Untertitelung oder Synchronisation: Was ist besser für globale Märkte?
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Ein Video aber sagt mehr als eine Million. Online-Videos werden immer be­liebter: 45 % der Nutzer schauen mehr als eine Stun­de Video-Content pro Woche auf Face­book und YouTube. Allein auf YouTube werden pro Tag über 500 Millionen Stunden Videos geschaut. Angesichts dieser Zahlen sollten Sie dafür sorgen, dass Ihre Videos allen Ziel­märkten in der je­weiligen Sprache zur Ver­fügung stehen. Doch wie sollten Sie Ihre Videos lo­kalisieren, mit Unter­titeln oder mit Syn­chronisation? Beide Ver­fahren haben ihre Vor- und Nachteile. Die richtige Ant­wort hängt von einer Reihe Faktoren ab, z. B. dem Video­typ, der Ziel­gruppe, zeitlichen Ein­schränkungen und dem vor­handenen Budget. Nachfolgend finden Sie einige wesent­liche Unter­schiede zwischen Unter­titelung und Syn­chronisation, die Ihnen die Entscheidung, wie Sie Ihren Video-Content am besten lokalisieren, er­leichtern sollen.

Untertitelung oder Synchronisation: Worin liegen die Unterschiede?

Untertitel sind die Tran­skription des ge­sprochenen Textes in der Audio­spur eines Videos (mit oder ohne Be­schreibung non­verbaler Ge­räusche wie Lachen oder Weinen) und werden im Bild ein­geblendet. Die Unter­titel sind in Seg­mente ein­geteilt, die parallel zur Audio­spur laufen. Wenn ein globaler Markt an­gesprochen werden soll, können diese Unter­titel in die je­weiligen Ziel­sprachen über­setzt werden. Bei der Syn­chronisation hin­gegen wird die Original-Audiospur durch eine Audio­spur in einer anderen Sprache er­setzt. Diese wird entweder von Sprechern auf­genommen oder sogar mittels Software auto­matisch generiert. Mit beiden Varianten können Sie Sprach­barrieren über­winden und Ihre globale Präsenz aus­bauen. Dabei ist die eine nicht not­wendiger­weise besser als die andere. Vielmehr sollten Sie von Fall zu Fall ent­scheiden, welche besser ge­eignet ist. Schauen wir uns einige wesent­liche Faktoren an, die Ihnen die Ent­scheidung er­leichtern können.

Kosten

Für die Synchronisation sind in der Regel Synchron­sprecher mit den damit ver­bundenen Kosten er­forderlich. Auch die Kosten für die Studio­miete, Ton­techniker und andere zu­gehörige Dienst­leistungen können über­raschend hoch aus­fallen, je nachdem, welche An­sprüche Sie an die Produktion stellen. Wollen Sie beispiels­weise pro­fessionelle Sprecher oder eher Amateure engagieren? Werden Sie ein Team aus Ton­technikern be­auftragen oder die Auf­nahmen intern an­fertigen? Werden Sie mehrere Audio­spuren be­nötigen, z. B. eine für die ge­sprochene Sprache und eine se­parate Spur für Musik und Soundeffekte? Generell gilt, je länger das Video und je mehr ge­sprochener Text, desto zeit­aufwendiger und kosten­intensiver wird die Lokalisierung. Bei sehr langen Videos, ins­besondere mit be­grenztem visuellen Content, wie ein Vor­trag oder eine Prä­sentation der Firmen­politik, sind Unter­titel vielleicht die bessere Wahl, um eine Über­schreitung des Budgets oder des Produktions­zeitrahmens zu vermeiden.

Ästhetik und Stil

Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Ent­scheidung zwischen Unter­titeln und Synchronisation ist die Frage, wie das End­produkt wahr­genommen wird. Ein Werbe­video für ein Medikament, das viele Grafiken und visuelle Daten ent­hält, kann den Zu­schauer mit zu­sätzlichen Unter­titeln schnell über­fordern, da sie zu­sätzlichen Platz auf dem Bild­schirm ein­nehmen und ihn ablenken. Sie müssen sich auch über­legen, wie Ihr Video ge­schaut wird. Ist es beispiels­weise ein reiner Online-Werbespot, der haupt­sächlich auf dem Smart­phone an­geschaut wird, oder wird er im Fern­sehen aus­gestrahlt? Auch wenn es vielleicht nicht das Erste ist, was Ihnen in den Sinn kommt, sollten Sie sich be­wusst sein, dass Video-Content mit Unter­titeln auf einem Mobil­telefon schnell un­übersichtlich wird, da der Platz auf dem Bild­schirm begrenzt ist. Berücksichtigen Sie zudem auch die Demo­grafie Ihrer Ziel­gruppe. Handelt es sich bei Ihrem Video um einen Vortrag, der sich an Experten richtet, die sich mit dem Thema aus­kennen und Unter­titeln dem­entsprechend gut folgen können? Oder handelt es sich um Werbung für ein Produkt oder einen Service, das bzw. der sich eher an junge Zu­schauer richtet, denen es vielleicht schwer­fällt, die Unter­titel zu lesen und gleich­zeitig die Werbe­botschaft aufzunehmen? Im ersten Fall sind Unter­titel möglicher­weise die beste Lösung, da der Zuschauer Fach- oder technische Ausdrücke mitlesen kann und so Un­klarheiten ver­mieden werden. Sind in der Prä­sentation jedoch viele visuelle Elemente ent­halten oder ist die un­geteilte Auf­merksamkeit des Zu­schauers ge­fordert, um das Prä­sentierte wahr­zunehmen, dann ist Synchronisation wahr­scheinlich die bessere Wahl. Darüber hinaus er­möglicht die Synchronisation im letzten Bei­spiel, das junge Publikum in seiner eigenen Sprache an­zusprechen und all das weg­zulassen, was es möglicher­weise ablenkt. Zu guter Letzt sollten Sie bedenken, dass das Publikum in manchen Ländern eher an syn­chronisierte Videos gewöhnt ist als an das Lesen von Unter­titeln (z. B. Spanien, Frankreich, Deutschland), wohin­gegen es in anderen Märkten gang und gäbe ist, unter­titelten Content zu schauen (z. B. in den USA oder Niederlanden).

Logistik

Bei der Entscheidung zwischen Unter­titelung und Syn­chronisation müssen Sie auch ge­wisse logistische Aspekte be­rücksichtigen. Für beide Varianten muss der Original-Audiotext über­setzt werden und nicht immer gibt es von vorn­herein ein Skript, das heißt, es muss zu­nächst eines er­stellt werden. Tran­skriptionen werden in der Regel von Tran­skriptions­experten an­gefertigt, obwohl es auch gute auto­matisierte Speech-to-Text-Dienste gibt. An diesem Punkt müssen die Timecodes hinzugefügt werden, damit die Über­setzung synchron zur ent­sprechenden Bildsequenz läuft. Bei Untertiteln muss der Text gewissen Längen­beschränkungen an­gepasst werden. Pro Frame sind zwei Zeilen Text mit jeweils maximal 32 Zeichen möglich, die unten am Bild­schirm an­gezeigt werden. Natürlich gibt es immer Fälle, in denen der Text speziell an­gepasst werden muss, z. B. um wichtige visuelle Elemente nicht zu ver­decken oder damit sich der Text gut vom Hinter­grund abhebt oder wenn besonders schnell ge­sprochen wird. Knifflig wird es auch, wenn der Satz­bau beider Sprachen stark von­einander ab­weicht, sodass es schwer wird, Text und Bild auf­einander ab­zustimmen. Wichtig ist auch, die Ge­schwindig­keit des Textes an­zupassen, damit der Zuschauer den Unter­titeln bequem folgen kann. Auch bei der Synchronisation gibt es Ein­schränkungen. Das über­setzte Skript muss in etwa der Länge des Originals ent­sprechen, damit die Synchron­sprecher dem Tempo des Videos Frame für Frame folgen können. Auch das Synchronizitäts­niveau kann stark variieren: Entweder es wird Lippen­synchronizität an­gestrebt (eine kosten­intensivere Option) oder es genügt, den Satz als Grundlage fürs Syn­chronisieren zu nehmen (oder es wird noch lockerer gehandhabt). Zu guter Letzt – und das ist vielleicht das Wichtigste – ist noch der emotionale Faktor zu be­achten. Wenn Sie jemals ein schlecht syn­chronisiertes Video ge­schaut haben, in dem alle Figuren emotions­los klingen, werden Sie wissen, wie wichtig es ist, dass Syn­chron­sprecher ihren Text nicht ein­fach nur ablesen, sondern ihn mit Emotionen unter­legen. Das ist un­erlässlich, um die emotionale Wirkung des Originals zu bewahren.

Fazit: Die ein Universalmethode gibt es nicht

Die Entscheidung, ob Sie ein Video mittels Unter­titeln oder Syn­chronisation lo­kalisieren, sollte sehr gut über­legt sein. Jedes Video hat seine Eigen­heiten, die es zu be­rücksichtigen gilt, wie die Ziel­gruppe, das Sprach­paar, Budget- und Zeit­beschränkungen usw. Unterschätzen Sie nicht, wie wichtig es ist, Video-Content in all Ihren Ziel­märkten zur Ver­fügung zu stellen. Im Ideal­fall in­vestieren Sie in ein lokalisiertes Video, dass ge­nauso über­zeugend ist wie das Original, das den Zuschauer visuell mög­lichst wenig ablenkt und bei dem nichts im Über­setzungs­prozess ver­loren geht. Doch selbst wenn Ihr Budget nur einfache, auto­matisierte Unter­titel zulässt, die mit einem kosten­losen Online­dienst er­stellt werden, ist das besser als nichts. Nutzen Sie das Potenzial von Video-Content als immer stärker ver­breitetes Medium, um Kunden in Ihren Ziel­märkten effektiv, kosten­günstig und ziel­gerichtet an­zusprechen. Und wenn Sie eine Strategie für die Video­lokalisierung ent­wickeln möchten, dann wenden Sie sich an uns.
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Lee Densmer

Lee Densmer ist seit 2001 in der Lokalisierungsbranche tätig. Sie begann als Projektmanagerin und wechselte dann zu Lösungsarchitektur und Marketing-Management. Wie viele Lokalisierungsexperten kam auch sie durch ihr Sprachinteresse und ihre linguistische Ausbildung zu diesem Bereich. Sie hat einen Master-Abschluss in Linguistik von der University of Colorado. Lee Densmer lebt in Idaho und unternimmt gern Auslandsreisen und Ausflüge in die umliegenden Berge.
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