Wie man eine Feedback-Schleife zur sprachlichen Qualität einrichtet, die tatsächlich funktioniert

Lee Densmer 13. Nov. 2020
Wie man eine Feedback-Schleife zur sprachlichen Qualität einrichtet, die tatsächlich funktioniert
Es ist ziemlich frustrierend, immer wieder Berichte über die gleichen Arten von Über­setzungs­fehlern zu er­halten - vor allem, wenn ein an­scheinend solider Pro­zess der linguistischen Qualitäts­sicherung (LQA) im Einsatz ist. Wenn man nicht heraus­findet, was schief läuft, könnte derjenige, der diese sich wieder­holenden Fehler meldet, ent­mutigt werden und seine Unter­stützung ein­stellen. Und das könnte Teil des Problems sein. Immer wieder scheitern LQA-Programme an dem selben Problem: Kommunikation. Die gute Nachricht ist, dass die Schritte in einer effektiven lin­guistischen QA-Feedback-Schleife einem aus­getretenen Pfad folgen und nicht einer Wanderung durch den Regen­wald. Bereit zum Aufbruch?

Einrichten einer LQA Feedback-Schleife

Neben einem (optionalen) Schlichter um­fasst jede effektive Feedback-Schleife zwei Schlüssel­rollen: Über­setzer und Reviewer. Beide Rollen er­fordern zwei­sprachige, möglichst landes­interne Ressourcen, und beide be­nötigen Referenz­materialien und Schulungen zu den Qualitäts­standards und zum Stil des Kunden. Sie brauchen auch direkten Kontakt, um Ver­zögerungen und Kom­munikations­probleme zu vermeiden. Unter diesen Voraus­setzungen sollte ihre Feedback-Schleife wie folgt aussehen:
  1. Der Reviewer prüft die gesamte oder eine Teil­menge einer Über­setzung im Ver­gleich zur Ausgangs­sprache und der Score­cards (mehr dazu weiter unten). Dies kann in ver­schiedenen Stadien vor, während oder nach der Frei­gabe ge­schehen (letztere werden als diagnostische Reviews be­zeichnet). Beispiels­weise können Halb­zeit­reviews als Über­prüfung ver­wendet werden, um sicher­zustellen, dass alle Über­setzer konsistente und ko­ordinierte In­halte produzieren.
  2. Der Reviewer übergibt die aus­gefüllte Score­card an den Über­setzer, der die auf­gezeichneten Fehler be­wertet und ent­sprechend darauf reagiert. Stilistische Änderungen fließen nicht in die Fehler­zählung ein und werden häufig als Ver­besserungs­vorschläge - insbesondere bei Marketing­inhalten - um­gesetzt. Sie können auch auf zu­sätzliche Punkte hin­weisen, die in den Style Guide auf­genommen werden sollten.
  3. Der Übersetzer leitet die Score­card zur Frei­gabe oder zur Be­antwortung von Fragen an den Reviewer zurück.
  4. Bei Meinungs­verschieden­heiten muss unter Um­ständen ein Schlichter ein­schreiten. Dabei handelt es sich in der Regel um einen Linguisten, der sich mit dem Projekt und der Sprache aus­kennt und eng mit dem Team zu­sammen­arbeiten kann, um Fragen zu klären und den Pro­zess der sprachlichen Qualitäts­sicherung voran­zutreiben.
  5. Der Übersetzer führt alle Änderungen durch.
  6. Optional kann ein Reviewer im Land oder eine andere Person aus dem QA-Team die Um­setzung über­prüfen.
  7. Der Language Lead aktualisiert das Translation Memory mit den end­gültigen Über­setzungen.
  8. Der Language Lead aktualisiert auch die Ter­minologie­datenbank mit allen neu identi­fizierten oder korri­gierten Be­nennungen - aller­dings mit Vor­sicht, denn die alte Be­nennung könnte in anderen Dokumenten ent­halten sein. Aktualisierungen der Terminologie können kontinuierlich nach der Über­setzung oder gegebenen­falls in regel­mäßigen Abständen erfolgen.
  9. Schließlich aktualisiert der Language Lead die An­weisungen und Schulungen für Über­setzer anhand von LQA-Daten.

Ein Hinweis zu Scorecards

Scorecards sollten Ihre Qualitäts­ziele objektiv dokumentieren und klar be­schreiben - auch wenn das Ver­ständnis von "Qualität" oft vage ist. Um dies zu er­reichen, klassi­fizieren gute Score­cards Fehler nach:
  • Schweregrad, der kritisch, schwer­wiegend oder gering­fügig sein kann
  • Typ, d.h. Genauigkeit (Original­treue), sprachliche Qualität, Ein­haltung der Terminologie und landes­internen Standards sowie Ein­haltung der Projekt- und Stil­richtlinien
So wie das Yin dem Yang entspricht, ist eine Feedback-Schleife ohne eine klare Score­card nicht hilf­reich: Sie ist das Medium, durch das Fehler aufgefangen und be­hoben werden. Mit anderen Worten, sie ist das Kommunikations­mittel. Darüber hinaus stellt sie den indi­viduellen und präzisen An­satz Ihres Projekts dar, Kosten, Ge­schwindigkeit und Qualität in Ein­klang zu bringen, und ist sorg­fältig auf die Art des In­halts, des Mediums und des Publikums abgestimmt. Das bedeutet: Verwenden Sie keine all­gemeinen oder generischen Templates. Besser ist es eine maßgeschneiderte Score­card zusammen mit ihrem LSP ent­sprechend ihrer An­forderungen zu erstellen.

Schlussgedanke: Überspringen von Schritten erfolgt auf eigene Gefahr

Wenn Ihnen der obige Prozess als auf­wändig er­scheint, seien sie ver­gewissert:  Er ist es auch. Für die Über­prüfung einer Über­setzung schwankt der Durch­satz von 2.000 Wörtern pro Stunde bis hinunter zu 500 Wörtern pro Stunde für hoch­technische, in­haltlich dichte Texte. (Letztere Inhalts­art kann eine Über­prüfung durch einen Linguisten er­fordern, der zusätzlich auch be­sondere Fach­expertise hat). Es gibt zwei Mög­lichkeiten, wie Sie die sprach­liche Qualitäts­sicherung be­schleunigen können: Sie können mehr als einen Reviewer ein­setzen oder den Umfang der zu prüfenden Inhalte reduzieren (Stichproben). In der Praxis zeigt sich, dass beides nicht immer mög­lich ist. Aber der oben skizzierte Prozess bietet Ihnen die besten Chancen, das Optimimum aus Ihrem LQA-Programm heraus­zuholen. Die Eliminierung von Wieder­holungs­fehlern ist dabei nicht der einzige Vorteil; letzt­endlich hilft regel­mäßiges Feedback, den gesamten LQA-Prozess für beide lingu­istischen Rollen zu klären und zu ver­bessern (manchmal braucht auch der Reviewer ein Feedback). Wenn Sie also nicht ge­nügend Zeit haben, um jeden Schritt zu er­ledigen, wenden Sie sich an Ihren Sprach­dienstleister, um Unter­stützung zu er­halten. Wir ver­sprechen Ihnen, dass Sie es nicht be­reuen werden, wenn Sie heute An­strengungen unter­nehmen, um auf lange Sicht Zeit zu sparen. Wie stellen Sie sicher, dass die Fehler in Ihren Übersetzungen nie wieder das Licht der Welt erblicken? Setzen Sie sich mit Ihren Gedanken in Verbindung.
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Lee Densmer

Lee Densmer ist seit 2001 in der Lokalisierungsbranche tätig. Sie begann als Projektmanagerin und wechselte dann zu Lösungsarchitektur und Marketing-Management. Wie viele Lokalisierungsexperten kam auch sie durch ihr Sprachinteresse und ihre linguistische Ausbildung zu diesem Bereich. Sie hat einen Master-Abschluss in Linguistik von der University of Colorado. Lee Densmer lebt in Idaho und unternimmt gern Auslandsreisen und Ausflüge in die umliegenden Berge.
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