Wenn Content-Experten vor einigen Jahren über das „Schreiben für Suchmaschinen“ sprachen, klang es so, als handele es sich dabei um etwas grundsätzlich anderes als das Schreiben für eine menschliche Zielgruppe. Das Ergebnis waren oft schlecht geschriebene Websites: seitenweise geschraubte Sätze voller Keywords, ohne Rücksicht auf korrekte Bedeutung oder guten Sprachfluss – Insider sprechen von „Keyword Stuffing“.
Mittlerweile ist diese Praxis glücklicherweise verschwunden, weitestgehend jedenfalls. Stattdessen hat sich die allgemeine Erkenntnis durchgesetzt, dass die sprachliche Qualität von Webseiten annähernd nach denselben Kriterien beurteilt wird, die auch Suchmaschinen zur Evaluierung der Qualität von Online-Content verwenden. Kurzum, wer seiner Zielgruppe gut lesbare Texte bietet, hat wahrscheinlich auch Erfolg bei der Suchmaschinenoptimierung (SEO).
Nützliche Hinweise hierzu bieten etwa die
Google-Richtlinien zur Evaluierung der Suchergebnisqualität. Diese Richtlinien sind für menschliche Bewerter gedacht, die die Suchalgorithmen von Google verfeinern sollen, und helfen bei der Unterscheidung zwischen qualitativ hochwertigem und weniger hochwertigem Webseiten-Content. Sie enthalten praktische Tipps für alle Webseitenautoren und -administratoren, die gewährleisten möchten, dass ihr Content leserfreundlich ist und zugleich von Suchmaschinen leicht gefunden werden kann. Da die Richtlinie stolze 167 Seiten umfasst, haben wir hier einige wichtige Punkte für Sie zusammengefasst.
Welchem Zweck dient die Webseite?
Zuallererst sollten Sie sich nach der Daseinsberechtigung Ihrer Webseite fragen. Möchten Sie beispielsweise Ihrer Zielgruppe eine Entscheidungshilfe für die richtige Software geben? Dann sollten Sie diese Absicht im Titel und/oder in der Einleitung deutlich zum Ausdruck bringen. Ganz gleich, ob Sie Ihre Leser nun zum Lachen, Weinen oder Plaudern bringen möchten, ist es wichtig, dass Sie Ihre Ziele klar benennen – das freut nicht nur die Leserschaft, sondern verbessert auch die Chancen auf ein gutes Suchmaschinen-Ranking.
Hinde Lamrani, International Search Subject Matter Expert hier bei RWS Moravia, erläutert, warum es für die Erfüllung der Zielgruppenanforderungen so wichtig ist, Content zu evaluieren. „Sie sollten sich drei wichtige Fragen stellen: Erstens: Was führt Benutzer auf meine Website? So können Sie die Benutzerabsichten besser verstehen. Zweitens: Finden die Benutzer hier, was sie suchen? Anhand dieser Frage gleichen Sie Ihr Content-Angebot mit den Benutzerabsichten ab. Und schließlich: Haben die Benutzer das Gesuchte leicht gefunden und wissen sie, wie sie auf meiner Website fortfahren können? Damit analysieren Sie das Benutzererlebnis.“
Die drei wichtigsten Richtlinien
Eine der zentralen Aussagen der Qualitätsrichtlinien von Google lässt sich in dem Akronym „E-A-T“ zusammenfassen. Die drei Buchstaben stehen für „Expertise“, „Authoritativeness“ (Autorität) und „Trustworthiness“ (Vertrauenswürdigkeit) – Google zufolge die drei Schlüsselkriterien einer hochwertigen Website. Diese Kriterien und ihre Bedeutung aus Sicht des Lesers wollen wir uns nun genauer ansehen.
Expertise
Angenommen, Sie suchen nach Informationen zu einer bestimmten Erkrankung. Würden Sie dazu eher die Webseite eines entsprechenden Facharztes konsultieren oder den privaten Blog einer medizinisch unkundigen Person, die ein fragwürdiges Heilmittel anpreist? Oder was, wenn Sie jemanden mit einer besonders ausgefallenen Geburtstagstorte überraschen möchten? Wahrscheinlich wäre Ihnen dann die Website eines berühmten Fernsehkochs mit Hunderten einfachen Rezepten lieber als eine völlig unbekannte Seite, die nur zwei unscharfe Bilder mit Backanweisungen enthält.
Die beiden Beispiele zeigen: Kaum brauchbarer Web-Content von wenig beflissenen „Experten“, die unbedingt Besucher auf Ihre Seiten locken wollen, kann bei der Suche nach Informationen für Frust sorgen. Daher erwarten wir von Suchmaschinen, dass sie mit ihren Algorithmen die Spreu vom Weizen trennen und uns die relevantesten und nützlichsten Webseiten zuerst anzeigen.
Daraus folgt wiederum, dass Sie als Web-Content-Autor Ihren Lesern mitteilen sollten, warum gerade Sie zum Thema wertvolle Ideen, Meinungen oder Tipps beizusteuern haben. Wenn Sie beispielsweise über die besten Restaurants in Tokio schreiben und seit drei Jahren dort leben, sollten Sie sich also nicht in falscher Bescheidenheit üben, sondern Ihrer Zielgruppe (und Google) klipp und klar sagen, dass Sie sich in der japanischen Hauptstadt auskennen. Dadurch verschaffen Sie sich von vornherein Glaubwürdigkeit, was Besucher mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon überzeugen dürfte, auf Ihrer Webseite zu bleiben und Ihre Meinung ernst zu nehmen.
Autorität
Suchmaschinen beurteilen anhand zahlreicher Faktoren, welche Autorität eine Webseite besitzt. Dazu gehören die durchschnittliche Verweildauer der Benutzer, die Nutzungsintensität der Kommentarfunktion oder sonstiger interaktiver Inhalte sowie die Anzahl anderer beliebter Webseiten, die auf Ihre Seite verweisen. Während die Expertise also ein Maß für Ihre fachliche Kompetenz ist, spiegelt die Autorität wider, wie bekannt Sie sind und wie viele Ihrem Content so sehr vertrauen, dass sie diesen verlinken.
Aus diesem Grund sollten Sie Ihren Besuchern hilfreiche Informationen an die Hand geben, die für das Thema der Webseite relevant sind. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Besucher Ihren Content als Lesezeichen speichern und bei der Suche nach ähnlichen Informationen wiederkehren. Vor allem aber steigt damit Ihr Ansehen als einschlägige Autorität – und zwar sowohl in den Augen der Benutzer als auch in den Algorithmen der Suchmaschinen.
Vertrauenswürdigkeit
Fragwürdigen Web-Content auszumachen, dürfte einfacher sein, als zu erklären, warum viele Menschen einer bestimmten Webseite vertrauen. Betrachten wir das Ganze wieder aus der Sicht des Benutzers: Eine Webseite, auf der wichtige Informationen (besonders zu Preisen) nur schwer auffindbar sind, verliert schnell dessen Vertrauen. Dasselbe gilt für Webseiten, die den Benutzer mit unzähligen Werbe-Pop-ups ärgern oder die auf einer Bewertungsplattform schlecht wegkommen (oder gar nicht erst erwähnt werden).
Wer das Benutzererlebnis seiner Webseite so angenehm wie möglich gestaltet, lädt Besucher zum Wiederkommen ein und wird überdies von Suchmaschinen leichter gefunden. Versetzen Sie sich dazu erneut in die Lage der Benutzer: Anhand von Tests lässt sich feststellen, wie Benutzer auf der Seite navigieren, sodass störende Elemente beseitigt werden können, bevor sie auf Ihre Vertrauenswürdigkeit abfärben. Erreichen ließe sich dies beispielsweise durch das Erstellen von FAQs, eine mobilgerätefreundliche Anpassung des Layouts oder das Hinzufügen von Kontaktdaten, damit sich Kunden im Bedarfsfall an Sie wenden können. Hinde Lamrani ergänzt: „Mit einem guten Benutzererlebnis können Sie starke semantische Signale an Suchmaschinen senden und Benutzern dabei helfen, den richtigen Content schnell zu finden.“
Viele Texter fürchten, dass Suchmaschinen aufgrund der „Regeln“, die die Algorithmen vorgeben, ihre Kreativität einschränken, doch in den meisten Fällen gibt es nichts zu befürchten. Letztlich leben Suchmaschinenbetreiber davon, ihre Benutzer erfolgreich auf die relevantesten und nützlichsten Webseiten weiterzuleiten – und genau dies sollte ja das Ziel jedes Online-Content-Erstellers sein. Darum gilt: Benutzerfreundlicher Content ist gleich gute SEO.