Wissenswertes zur Lokalisierung von Unternehmenskommunikation
10. Dez. 2020
Unternehmen setzen sehr viel daran, wirkungsvolle Beziehungen zu Verbrauchern aufzubauen, da rückt die interne Kommunikation schon einmal in den Hintergrund. Die Geschäftsführer bzw. CEOs und Kommunikationsstrategen wachsender Unternehmen erkennen jedoch schnell den Nutzen, den eine gute Beziehung zu Mitarbeitern hat.
Ray Walsh, Experte für globale Unternehmenskommunikation und Gast bei Globally Speaking Radio, hilft internationalen Unternehmen, zwischen der Firmenzentrale und den globalen Niederlassungen Brücken zu schlagen. Im Folgenden ist das Gespräch zusammengefasst, das wir mit ihm beim Podcast Globally Speaking (Folge Nr. 101) führten.
Der Nutzen interner Kommunikation
Positive, eindeutige interne Mitteilungen haben einen ungeheuren Einfluss auf das „Employee Branding“, eine Art Markenbildung bei Arbeitnehmern, und können deren Motivation, Einsatz und Identifikation mit Unternehmenszielen fördern. Klare Kommunikation hat immer mit Engagement zu tun. Der Anteil der Mitarbeiter, die sich nicht für die Arbeit engagieren, liegt seit zwei Jahrzehnten bei durchschnittlich 70 %. Untersuchungen zeigen auch, dass engagierte Mitarbeiter 21 % produktiver sind als unmotivierte. Wenn Unternehmen in ihre Mitarbeiter investieren, beispielsweise mittels kulturell relevanter, inspirierender interner Mitteilungen, kann dies bei den Angesprochenen Produktivitätssteigerungen und ein Zugehörigkeitsgefühl auslösen. Hohe Abwanderungsraten lassen sich ebenfalls senken, wenn die Mitarbeiter das Gefühl haben, das Unternehmen kümmere sich um ihre besonderen Bedürfnisse und berufliche Entwicklung. „Es geht darum, die Mitarbeiter emotional und intellektuell zu überzeugen“, betont Walsh. In den unterschiedlichsten Szenarien ist interne Kommunikation von größter Bedeutung. Möglicherweise bleibt Ihr Vertriebsteam hinter den Umsatzerwartungen zurück. Oder Unfälle häufen sich und Sie müssen eindeutige Anweisungen geben, wie sich diese verhindern lassen. Eventuell schaffen Sie es mit Ihren Schulungen nicht, das Verhalten der Mitarbeiter zu ändern. Ebenfalls vorstellbar sind Beschwerden aus den internationalen Niederlassungen, sie fühlten sich vom Betriebs- oder Geschäftsleitungsteam vernachlässigt. All diese Situationen lassen sich mit klarer Unternehmenskommunikation klären. Kein Unternehmen kann im Arbeitsalltag auf effektive interne Mitteilungen verzichten. Was wie Mehraufwand aussieht, ist laut Walsh die Aufmerksamkeit von Kommunikationsleitern wert: „Wenn der Content globale Kommunikation weder zulässt noch verbessert, verfehlt er seinen Zweck.“ Unternehmen investieren wahrscheinlich schon in globale Kommunikation, doch wenn nur wenige sie lesen, werfen sie das Geld praktisch zum Fenster raus.Lücken schließen mit Lokalisierung
Untersuchungen zeigen, dass viele Unternehmen ihr internationales Personal kaum beachten. Durch veraltete Strategien wie die, nur englischsprachigen Content vorzuhalten, riskieren sie Motivations- und Bindungsprobleme bei der Belegschaft. Doch wie könnte die Kommunikation mit Mitarbeitern in anderen Ländern aussehen? Wie kann man internationales Personal am besten ansprechen? Grundsätzlich sind Unternehmensmitteilungen und lokale interne Neuigkeiten kulturell und sprachlich anzupassen. Wenn Sie die Sprache und das kulturelle Umfeld jeder Niederlassung berücksichtigen, können Sie Ihre Mitarbeiter besser informieren und den Zusammenhalt in der Belegschaft stärken. Diese Maßnahme kann alles umfassen: von der Textübersetzung bis zu veränderten Formulierungen in Videobotschaften. Walsh erläutert: „Spiegelt sich das Erleben der Mitarbeiter nicht im Content wider, haben sie kaum Interesse daran.“ Glauben Sie bloß nicht, dass hochgebildete, des Englischen mächtige Mitarbeiter die Intention des englischen Contents immer genau erfassen werden. Kulturelle Nuancen sind ein wichtiger Bestandteil von Sprache und bestimmte Wörter und sprachliche Bilder lassen sich nicht für jeden Teil der Welt eins zu eins übersetzen. Unternehmen müssen lernen, „das große Ganze mit lokalen Details“ zu kombinieren, so Walsh. „Das gelingt uns durch Lokalisierung.“ Lokale Themen sprechen Mitarbeiter wahrscheinlich mehr an, zwingen Sie ihnen also nicht zu viele globale Unternehmensnachrichten über Menschen auf, denen sie wohl kaum je begegnen werden.Wann ist Lokalisierung sinnvoll?
Im Grunde spielt Lokalisierung immer dann eine Rolle, wenn Sie Ihre internationalen Mitarbeiter zu einer Handlung oder einer Überzeugung bewegen möchten. „Jede Mitteilung hat einen von zwei Zwecken: informieren oder überzeugen. Soll jemand informiert werden, reichen die Fakten. Doch wenn Sie jemanden zu etwas bewegen möchten, kommen Sie um kulturelle und sprachliche Anpassungen nicht herum“, erläutert Walsh. Ein Unternehmen zum Beispiel, das ein neues Portal für die Zusammenarbeit einführt, muss die Mitarbeiter mittels lokalisierter Ansprache davon überzeugen, das Tool zu nutzen. Wenn den Mitarbeitern der Nutzen und die Vorteile des Projekts in lokaler Sprache erklärt werden, sind sie wahrscheinlich eher bereit, sich darauf einzulassen. Ein anderes mögliches Szenario ist eine obligatorische Mitarbeiterschulung zu sexueller Belästigung. Eine Verhaltensänderung kommt dann zustande, wenn wirkungsvoll lokalisiertes Schulungsmaterial eingesetzt wird, das die verschiedenen kulturellen Aspekte des Problems berücksichtigt. Grundlegende Berichte mit Statistiken und Daten müssen dagegen nicht unbedingt lokalisiert werden. In den meisten Fällen können faktenbasierte Informationen in der Hauptsprache des Unternehmens belassen werden. (Lokalisierung ist dann optional.)Der Nutzen von Details zur Betriebsführung in der Kommunikation
Seine jahrelange Erfahrung als Kommunikationsexperte brachte Ray Walsh in sein Buch Localizing Employee Communications: The Handbook (Lokalisierungshandbuch für die Mitarbeiterkommunikation) ein. Während des Schreibens musste er seine bisherige Ansicht zur Bedeutung betrieblicher Details in der Lokalisierung revidieren. Er kam zu dem Schluss, dass dieser Aspekt eine Reihe eindeutiger Verfahrensweisen erfordert, die auf diesen drei Grundsätzen beruhen:- Ein fester Rahmen für Mitteilungen: Am besten geben Sie den einzelnen lokalen Teams monats- oder quartalsweise ein Thema vor. Erläutern Sie ihnen, welche Informationen sie verbreiten sollen.
- Angemessene Bildsprache: Am besten stellen Sie visuelle Assets bereit, die „einfach einzusetzen und kulturell stimmig sind“, so Walsh. Diesen wichtigen Punkt zu beachten, kann spätere juristische Probleme vermeiden.
- Ein umfassender Kalender: Führen Sie einen Kalender über alle wichtigen Events Ihres Unternehmens, z. B. Messen oder die Veröffentlichung wichtiger Geschäftsberichte.