Lokalisierung von E-Learning-Kursen: Häufige Herausforderungen und Fehler, die Sie kennen sollten

Christopher Pappas 01. Juni 2023 4 Min.
RWS Elearning eLearning
In einer Welt, die stärker vernetzt ist denn je, können E-Learning-Kurse jetzt ganz einfach Zielgruppen auf der ganzen Welt erreichen. Wenn Sie jedoch nur ein oder zwei weit verbreitete Sprachen wie Englisch oder Spanisch anbieten, laufen Sie Gefahr, zahllose weitere Menschen auszuschließen, die ebenfalls von Ihren Kursen profitieren könnten, wenn diese für ihre Sprache und Kultur besser zugänglich wären. Hier kann die Lokalisierung von E-Learning-Kursen hilfreich sein, da sie die Reichweite Ihrer Schulungsmaterialien maximiert und so möglichst vielen Menschen eine zufriedenstellende Lernerfahrung bietet. In diesem Artikel erörtern wir sechs häufige Fehler, die Sie daran hindern, E-Learning-Inhalte zu entwickeln, die für die Lokalisierung geeignet sind.

Lokalisierung vs. Übersetzung

Bevor wir uns eingehender mit dieser Thematik befassen, wollen wir uns noch einmal in Erinnerung rufen, was Lokalisierung bedeutet und worin die Unterschiede zur Übersetzung liegen. Bei einer E-Learning-Übersetzung wird ein Inhalt einfach in die Zielsprache umgewandelt. Die Lokalisierung hingegen berücksichtigt viele weitere Aspekte. Sie sorgt dafür, dass Ihr Kurs nicht nur an die Zielsprache, sondern auch an deren kulturelle Merkmale angepasst wird. Beispielsweise wird bei der Lokalisierung geprüft, ob Bilder, Sprachstil, Maßeinheiten oder Währungen auf die Kultur der Lernenden ausgerichtet sind. In einigen Fällen ist selbst die Auswahl der Farben wichtig, da sie bei Lernenden zu Verwirrung oder gar Ablehnung führen kann.

Sechs Fehler, die die Lokalisierung von E-Learning-Kursen erschweren

Anbieter von E-Learning-Kursen haben erkannt, dass der globale Markt heute viel mehr Länder umfasst als früher. Und obwohl sie ihrem Publikum lokalisierte Inhalte anbieten möchten, kann ein Mangel an Erfahrung und Wissen zu suboptimalen Ergebnissen führen. Anstatt gleich mit dem Prozess zu beginnen, sollten Sie sich zunächst etwas Zeit nehmen und überlegen, wie Sie den Erfolg Ihres Lokalisierungsprozesses sicherstellen können. Im Folgenden finden Sie sechs Fehler, die Sie daran hindern, bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
 
1. Lokalisierung wird erst im Nachhinein bedacht
 
In den vergangenen Jahren wurde bei der Entwicklung von E-Learning-Kursen ein anglozentrischer Ansatz verfolgt. Das hat verschiedene Gründe und liegt unter anderem daran, dass Englisch selbst für Nicht-Muttersprachler:innen in der Regel eine gut zugängliche Option ist. Mittlerweile haben jedoch viele Unternehmen erkannt, dass es nicht besonders praktisch ist, wenn sie ihr gesamtes Material in nur einer Sprache veröffentlichen. Dies resultiert nämlich in aufwendiger Nacharbeit, weil das Material umfangreiche Änderungen durchlaufen muss, damit es sich für Menschen anderer Kulturen eignet. Abgesehen von der damit verbundenen Verschwendung von Ressourcen kann dies zu unzureichenden Endergebnissen führen, da Lokalisierungsexpert:innen oft nicht über die erforderlichen Hintergrundinformationen verfügen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.
 
2. Der Kontext wird außer Acht gelassen
 
Der Kontext bezieht sich auf die Hintergrundinformationen und ist eines der wertvollsten Tools, mit dem Übersetzungs- und Lokalisierungsexpert:innen sicherstellen, dass ihre Arbeit qualitativ hochwertig und
 
für die Zielgruppe geeignet ist. Wenn diese Expert:innen die konkreten Umstände und Bedingungen in Verbindung mit einem in Ihrem E-Learning-Kurs verwendeten Text oder Bild nicht kennen, können ungenaue Übersetzungen, inkonsistente Terminologie oder sogar unsensible oder anstößige Inhalte die Folge sein. Ein einfaches Beispiel ist die Nennung einer Position oder Dienstleistung, die es in einer bestimmten Niederlassung Ihres Unternehmens vielleicht gar nicht gibt. Es ist also sehr wichtig, dass Sie alle notwendigen Informationen bereitstellen, aber gleichzeitig versuchen, übermäßig komplexe oder kulturspezifische Sprache zu vermeiden, die den Prozess unnötig verkomplizieren würde.
 
3. Der falsche Sprachstil wird gewählt
 
Es gibt triftige Gründe, sich bei der Entwicklung von E-Learning-Inhalten für Englisch als primäre Ausgangssprache zu entscheiden. Wenn Sie allerdings neue Märkte erschließen möchten, ist es hilfreich, die Qualität und den Stil Ihrer Ausgangsinhalte aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Beispielsweise tendieren in englischer Sprache verfasste Texte häufig zu einem eher kommunikativen Stil, in dem viele Redensarten, lokale Referenzen oder auch Slang zum Einsatz kommen. Da sich solche Elemente in verschiedenen Sprachen deutlich voneinander unterscheiden, gestaltet sich ihre Lokalisierung schwierig und aufwendig. Halten Sie Ihr Ausgangsmaterial stattdessen so einfach und unkompliziert wie möglich und verwenden Sie keine Wörter oder Formulierungen, die zu Fehlinterpretationen führen oder Verwirrung stiften könnten.
 
4. Kulturelle Unterschiede werden ignoriert
 
Doch was ist, wenn Sie E-Learning-Inhalte in der Muttersprache der Lernenden erstellen müssen? Dieser Prozess ist mit besonderer Vorsicht zu behandeln, da es verschiedene Faktoren zu berücksichtigen gilt, um mehrdeutige oder sogar beleidigende Inhalte zu vermeiden. Zunächst betrifft dies einfachere Aspekte wie das Schreiben von Daten und Zahlen in der richtigen Form, das Ersetzen von Literaturhinweisen oder das Anpassen von Begebenheiten und Beispielen an die Zielkultur. Hinzu kommen Redensarten, Bilder oder Witze, die in einer Sprache perfekt passen, aber in einer anderen komplett daneben liegen können. Da es unmöglich ist, alle kulturellen Feinheiten jedes Landes oder jeder Sprache zu kennen, müssen Sie sich auf vertrauenswürdige Lokalisierungsexpert:innen verlassen, die Ihnen helfen, jede Zielgruppe effektiv zu erreichen.
 
5. Audio und Bilder werden nicht übersetzt
 
Die Lokalisierung von E-Learning-Kursen umfasst nicht nur Text, sondern auch Grafiken, Bilder und möglicherweise Videos und Audio. Wenn Sie diese Elemente in Ihrem Lokalisierungsplan außer Acht lassen, beeinträchtigt dies die Qualität des Schulungserlebnisses, das Sie Ihren Lernenden bieten. Daher ist es bei der Entwicklung Ihrer Online-Lerninhalte wichtig, dass Sie bereits im Vorfeld darüber nachdenken, wie Sie die Lokalisierung dieser Elemente vereinfachen können. Stellen Sie zunächst sicher, dass alle Grafiken und Bilder bearbeitbar sind und keinen eingebetteten Text enthalten. Bei Audio- und Videoinhalten empfehlen wir Ihnen, Skripte in der Ausgangssprache zur Verfügung zu stellen, die die Expert:innen einfach übersetzen und in Form von Neuaufnahmen oder Untertiteln neu in den Kurs integrieren können.
 
6. Die Textexpansion wird nicht berücksichtigt
 
Ein einfacher Fehler, der lokalisierte E-Learning-Kurse weniger professionell erscheinen lassen kann, besteht darin, dass nicht genug Platz für die Zielsprache eingeplant wird. Übersetzte Inhalte sind oft etwa 20 % länger als der Ausgangstext, insbesondere in bestimmten Sprachpaaren. Das ist ein signifikanter Unterschied. Doch es gibt einige Möglichkeiten, den unschönen Anblick von Wörtern, die das Format sprengen, zu vermeiden. Nutzen Sie beispielsweise lieber einen Leerraum, anstatt einschränkende Elemente wie Textfelder und Rahmen zu verwenden. Text auf Schaltflächen oder in Navigationsleisten sollte möglichst prägnant formuliert werden und vorsichtshalber zusätzlichen Platz umfassen.

Scheuen Sie sich nicht, Ihre Inhalte zu überarbeiten

Viele Unternehmen, die die Lokalisierung ihrer E-Learning-Programme ohne jede Vorbereitung angehen, erkennen schnell, dass der Ausgangstext nicht auf diesen Zweck ausgerichtet ist. Dann stehen sie vor einer wichtigen Entscheidung: Trotz aller Schwierigkeiten fortfahren oder den Ausgangstext lieber komplett überarbeiten? Wie bereits erwähnt kostet die Neuformulierung Ihres E-Learning-Materials zwar viel Zeit und Geld, wird sich aber auf lange Sicht wahrscheinlich lohnen. Wenn Sie Ihren Inhalt unverändert lassen, riskieren Sie, einen suboptimalen E-Learning-Kurs zu erstellen und die Lokalisierung wiederholen zu müssen – möglicherweise sogar mehr als einmal.
 
Falls Ihnen all dies zu mühsam erscheint, sollten Sie die Lokalisierung von E-Learning-Kursen zu Ihrer Priorität erklären. Hinzu kommt, dass mit der zunehmenden Vernetzung von Menschen und dem optimierten Zugang zu Bildung die Anpassung Ihrer Inhalte an unterschiedliche Zielgruppen immer üblicher werden wird. Sparen Sie sich also den Ärger und ergreifen Sie die notwendigen Maßnahmen, um die in diesem Artikel erwähnten Fehler von vornherein zu vermeiden. Sie stellen dadurch sicher, dass die von Ihnen entwickelten E-Learning-Kurse mühelos zum Ausgangspunkt für die Erschließung neuer Märkte werden.
 
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Christopher Pappas
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Christopher Pappas

Founder of eLearning Industry Inc
Christopher Pappas is the Founder of eLearning Industry Inc, which is the leading publishing platform that delivers inspiring, industry-specific content to eLearning professionals. Christopher holds an MBA and an Med (Learning Design) from BGSU.
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